Die Klage der Steine

…in der Folge werden dutzende Klöster aufgelöst und enteignet; ihre Ruinen zeugen bis heute vom Glanz vergangener Macht. Der Fotograf Berthold Steinhilber hat in seinem Band effektvoll Licht ins Dunkle dieses Kapitels der Kirchengeschichte gebracht.

Mit Mystifizierung und Effekthascherei hat das Buch dennoch überhaupt nichts zu tun: die einzigartigen Bilder und die ausführlichen, sehr kenntnisreichen Erläuterungen von Kendlbacher runden sich vielmehr zu einem Porträt englischer Klostergemeinschaften, ihrer Geschichte, Hintergründe, Riten und Legenden.

Der sehr kurzweilige Text von Ralph Kendlbacher führt von König Arthus und der Suche nach dem Heiligen Gral bis zu Bram Stokers Dracula. Doch er steht im Schatten ganz erstaunlicher Fotografien. Berthold Steinhilber erzeugt mit einer eigenes erfundenen Technik eine Lichtstimmung, die zum Charakter der Klosterruinen passt. Von Autobatterien gespeiste Scheinwerfer erzeugen eine Aura des Geheimnisvollen.

Illustriert wird der Band mit atemberaubenden Farbfotos, für die Steinhilber eine spezielle Technik der Nachtaufnahmen eingesetzt hat. Die Lichtmalerei soll den Charakter jeder einzelnen Ruine betonen, zugleich erzeugt sie eine eigentümliche, gleichsam mystische Stimmung und verleiht den steinernen Relikten eine Aura des Geheimnisvollen.

Ein bildmächtiger Weg durch Jahrhunderte wechselvoller Geschichte, dessen Titel indes zu kurz greift: In Glastonbury, Lindisfarne und den anderen großartigen Ruinen lebt zwar die Klage über ein Schicksal als Opfer von Geldgier und Politik fort; den steinernen Zeugen des Glaubens aber hat auch ein halbes Jahrtausend nichts von ihrer anrührend fragilen Schönheit genommen.

In einer faszinierenden Weise und der geheimnisvollen Atmosphäre der Nacht laden die Bilder den Betrachter ein, sich in seiner Phantasie auf eine Reise in die Vergangenheit aufzumachen.

Faszinierende Fotos, meisterhaft in Szene gesetzt

Der Fotograf versteht es, in seinen atmosphärischen Nachtaufnahmen den Geist einer vergangenen Epoche heraufzubeschwören.