
Deutschland - eine Reise durch die Zeit
Landschaften und Orte der deutschen Geschichte
Landscapes and places of German history
Woher kommen die Deutschen, und was hat sie geprägt?
Diese Frage bildete den Ausgangspunkt für die Arbeit an diesem Buch. Bei der Entwicklung der Grundidee ging ich vom gegenwärtigen Zustand der Nation aus: Deutschland ist heute eine funktionierende und stabile Demokratie, die international geschätzt wird. Der allgemeine Wohlstand ist hoch, doch gleichzeitig nehmen die Sorgen vieler Bürger zu. Globalisierung und Migration verunsichern Menschen; einige blicken mit Sorge auf die Zukunft, während andere sich nach Sicherheit und Vertrautheit sehnen.
Die Frage, was es bedeutet, Deutscher zu sein, begleitet mich seit meiner Jugend. Damals trampten wir durch Frankreich bis ans Mittelmeer und wurden als „Les Boches“ bezeichnet – eine abwertende Bezeichnung für Deutsche, die so viel wie „sture Holzköpfe“ bedeutet. Ich wollte die ganze Geschichte der Deutschen so gut kennenlernen, wie ich konnte.
Als die Zahl der von Hass und Intoleranz geprägten Märsche auf den Straßen 2015 weiter zunahm, begann ich mit der „Reise durch die Zeit“. Wohin geht der Weg Deutschlands? Um diese Frage zu beantworten, musste ich zuerst verstehen, woher wir kommen.
Zusammen mit Professorin Sabine Böhne-Di Leo entwickelten wir das Konzept für dieses Buch. Die Auswahl der Orte erfolgte nach historischen und journalistischen Kriterien. So begann eine Reise durch Deutschland und durch die Zeit – zu Orten und Landschaften, an denen die Vergangenheit bis heute sichtbar ist.
Die Geschichten und Bilder dieser Reise sind im Buch Deutschland – eine Reise durch die Zeit versammelt. Es ist in acht Kapitel unterteilt, die jeweils einen Schwerpunkt der Geschichte beleuchten und die ich im Folgenden vorstelle.
1. Ein Kommen und Gehen
Frühgeschichte
2. Macht und Mythen
Der weite Weg zur Demokratie
3. Hanse und Handel
Handel in Deutschland
4. Hoch und Heilig
Die Kultur der Klöster und Kirchen
1. Ein Kommen und Gehen
1. Ein Kommen und Gehen
Das Kapitel über die Frühgeschichte. Die ersten Menschen der Spezies Homo Sapiens kamen vor rund 40 000 Jahren vom Balkan entlang der Donau nach Mitteleuropa. Auf der Schwäbischen Alb boten ihnen die Karsthöhlen des Ach- und Lonetals Unterschlupf.
Später zogen immer mehr Kelten ins heutige Deutschland. Mächtige Wallanlagen und Grabhügel zeugen von einer Wohlstandsgesellschaft.
Die Römer brachten neben Latein und luxuriöser Lebensart eine völlig neue Infrastruktur ins Land der Kelten und Germanen. Ihre Straßen waren zivilisatorische Meisterleistungen, die komfortables Reisen und schnelle Truppenbewegungen erlaubten. In der Eifel rund um die Stadt Nettersheim sind sie noch zu sehen.
Später kamen die Wikinger aus dem Norden ins inzwischen römerfreie Franken- und Germanenland. Die rekonstruierte Hafenstadt Haithabu erzählt vom Handel, den die Bewohner 300 Jahre lang im großen Stil zwischen Nord- und Ostsee betrieben.
Viele Themen der Frühgeschichte habe ich in eigenen und ausführlichen Arbeiten schon fotografiert, andere wieder aufgegriffen und weiterverfolgt. Die links sind immer bei den jeweiligen Themen zu finden.
Vogelherdhöhle, Baden-Württemberg
In sechs Höhlen im Lone- und Achtal auf der Schwäbischen Alb bei Ulm wurden die ältesten Kunstwerke der Menschheit gefunden. Sie sind zwischen 35000 bis 43000 Jahre alt.
Geschaffen wurden diese von jenem modernen Mensch, der vor mehr als 40.000 Jahren entlang der Donau nach Mitteleuropa kam. Es war eine nicht-sesshafte Jäger- und Sammlergesellschaft. Gletscher bedeckten Nordeuropa, Berlin, den Bodensee und reichten bis zur Donau und neben dem Homo Sapiens lebten parallel die Neandertaler.
Die ganze Serie gibt es hier unter den Eiszeithöhlen.
Gollenstein Menhir, Saarland
Der fast sieben Meter hohe Menhir ist einer der größten »Hinkelsteine« in Mitteleuropa. Seit etwa 5000 Jahren steht er im saarländischen Blieskastel und ist somit älter als das berühmte englische Stonehenge.
Von allen Epochen in der Geschichte des Menschen hat die Steinzeit mit am längsten gedauert. Sie begann vor 2,5 Millionen Jahren und endete in Europa vor rund 4200 Jahren, als sich ein neues Material für die Herstellung von Werkzeugen durchsetzte: die Bronze.
Würde man die Dauer der Steinzeit in ein Jahr übersetzen, hätte diese mehr als 364 Tage gedauert und die 4000 Jahre danach rund 15 Stunden. Im „Paläolithikum“ (der Altsteinzeit) verbrachte der Mensch die Zeit als Jäger und Sammler. Im „Neolithikum“ (der Jungsteinzeit) vor 11000 Jahren lernte er Pflanzen und Tiere zu züchten und sich unabhängig zu machen von Jagd- und Sammelglück. Hier kam es dann zu Veränderungen, die unser Leben auch heute noch prägen: Religiöse Riten und Vorstellungen entstanden, das Rad wurde erfunden, der Mensch entdeckte seine Kreativität und wurde zum Künstler, Ackerbau und Viehzucht veränderten den Alltag, der Mensch wurde allmählich sesshaft und begann, seine Umwelt zu verändern.
Himmelsscheibe von Nebra, Sachsen-Anhalt
Vom Aussichtsturm auf dem Mittelberg bei Nebra fällt der Blick auf den Fundort der kreisrunden Bronzeplatte. Ihr Schmied hatte vor etwa 3600 Jahren von der damals unbewaldeten Kuppe freien Blick auf das Harzvorland, den Brocken und den Kyffhäuser.
Himmelsscheibe von Nebra, Sachsen-Anhalt
Sein Kunstwerk mit Sonne, Mond und 32 Sternen aus Gold gilt als die weltweit älteste Darstellung des Kosmos.
Pfahlbauten in Unteruhldingen, Baden-Württemberg
So hat eine bronzezeitliche Siedlung auf dem Wasser vor rund 3000 Jahren wahrscheinlich ausgesehen. Im archäologischen Freilichtmuseum werden weitere Funde und Nachbauten aus der Stein- und Bronzezeit präsentiert. Die ersten Rekonstruktionen wurden schon 1922 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Grabhügel am Burrenhof, Baden-Württemberg
Frühkeltische Grabhügel am Burrenhof zwischen Grabenstetten, Hülben und Erkenbrechtsweiler auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb. Unweit davon befindet sich der Heidengraben, die größte keltische Siedlung (Oppidum) in Mitteleuropa.
Die Herrscher der Kelten errichteten gewaltige Hügelgräber und Siedlungen. Als die geheimnisvolle Zivilisation um die Zeitenwende in der römischen aufging, blieb fast nichts zurück. Denn die Stämme hinterließen kaum Inschriften und keine Geschichtswerke. Nur der Boden bewahrte ihr Erbe. Hier geht es zur ausführlichen Arbeit über die Kelten.
Opfermoor Oberdorla in Thüringen
Der See übte auf die Germanen eine mystische Anziehungskraft aus. Sie nutzten ihn bereits im 6. Jahrhundert v. Chr, als Ort der Begegnung mit den Göttern. Am Ufer fanden Archäologen runde Altaranlagen aus Haselruten mit hölzernen Götterbildern. Knochenfunde von Tieren aber auch Menschen zeugen vom Opferkult.
Römerstrasse in der Eifel
Beim Olbrückwald südlich von Nettersheim markiert eine Allee aus Eichenzypressen, wie breit die Trassen der Römerstraßen einst waren.
Skarthi Runenstein
Der Runenstein erzählt die Geschichte für den um das Jahr 1000 gefallenen Wikinger Skarthi und steht bei Busdorf in Schleswig-Holstein.
2. Macht und Mythen
2. Macht und Mythen
Der weite Weg zur Demokratie. Eine Reise durch die Geschichte von Karl dem Großen über den ersten Nationalstaat, das Dritte Reich bis zum Ende der DDR.
Hier zeige ich einige Orte aus dem sehr komplexen Kapitel.
Dom in Aachen, Nordrhein-Westfalen
Karl der Große baute Aachen zum Zentrum seines Riesenreichs aus, versammelte Gelehrte aus ganz Europa an der Hofschule und wurde im heutigen Dom bestattet.
Fortan ließen sich im Mittelalter alle deutschen Könige am Ort des Übervaters krönen.
Weil die Stadt das Völker umspannende christliche Abendland ebenso symbolisiert wie die Aussöhnung mit den Nachbarländern nach dem Zweiten Weltkrieg, gilt sie als Wiege der europäischen Integration.
Hambacher Schloss, Rheinland-Pfalz
1832 zogen Zehntausende mit schwarz-rot-goldenen Fahnen zum Hambacher Schloss und forderten ein »einig Vaterland« und eine »Verfassung« mit Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit. 40 Jahre später war die Kleinstaaterei überwunden. Das neue System entstand jedoch von »oben« und unter kriegerischen Vorzeichen.
Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Strasse
Vom ehemaligen Osten der Stadt schauen Besucher durch die Ritzen der Hinterlandmauer auf den Todesstreifen: eine Sandfläche bestehend aus einem Signalzaun, den mit Laternen ausgeleuchteten Kolonnenweg und die eigentliche Mauer, eine Betonwand aus industriell gefertigten L-förmigen Elementen und dahinter das Dokumentationszentrum im ehemaligen Westen.
Grenzübergang Marienborn
Die Gedenkstätte Marienborn an der A2 nach Berlin erinnert an die Grenzübergangsstelle Marienborn (GüSt), dem größten Grenzübergang an der deutsch-deutschen Grenze.
Grenzübergang Marienborn
In einem gesonderten Bereich wurden LkW und Busse kontrolliert. Durch ein System von beweglichen und festen Spiegeln fahndeten Zöllner nach Personen und nicht erlaubten Güter. Auch die Bediensteten selbst unterlagen einer ständigen Kontrolle durch die Mitarbeiter der Paßkontrolleinheit (PKE) des MfS (Ministerium für Staatssicherheit).
Startbahn West, Flughafen Frankfurt
Die Proteste gegen den Bau der Startbahn West am Frankfurter Flughafen symbolisieren die Entstehung der westdeutschen Umweltbewegung.
Die hessische Landesregierung warb für das Großprojekt mit Arbeitsplätzen und wirtschaftlichem Wachstum. Für den Bau mussten aber 350 Hektar Wald gerodet werden und viele Bürger durch alle Parteien und Gesellschaftsschichten hinweg waren damit nicht einverstanden. Es entstand eine neue Protestkultur. Nicht nur revoltierende Studierende, sondern auch Konservative, Arbeiter und Angestellte gingen auf die Straße und demonstrierten gegen die Regierung, was bisher beispiellos war.
3. Hanse und Handel
3. Hanse und Handel
Kaufleute sorgten seit dem Hochmittelalter in deutschen Städten für Wohlstand.
Im Norden stieg die Hanse zum mächtigen Handelsnetzwerk auf. Mehr als 200 Städte gehörten dem Bund zu Spitzenzeiten an.
Nach ihrem Niedergang schwang sich Hamburg zur internationalen Handelsmetropole auf. Davon zeugt seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die Speicherstadt im Hafen mit ihren Backsteinbauten, Brücken und Kanälen. Als Tor zu den Ozeanen erfand sich die Stadt zudem im Zeitalter der Globalisierung neu. Container sorgten für eine Revolution im internationalen Transportwesen. Das Geschäft machte Hamburg zum zweitgrößten Hafen Europas.
Holstentor in Lübeck
Noch heute zeugen die Backsteinbauten vieler norddeutscher Städte vom Einfluss und Reichtum der Hansekaufleute, die zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert den Fernhandel von Nowgorod bis London beherrschten. Rund 200 Städte gehörten zeitweise ihrem Bund an, und selbst Könige fürchteten die Stärke dieser wirtschaftlichen Großmacht. Lübeck war die mächtigste aller Hansestädte. Ihren Wohlstand schützten sie mit Befestigungen wie dem Holstentor.
Landwehr auf dem Kahlen Buckel im Odenwald
Mittelalterliche Landwehr auf dem Kahlen Buckel im Odenwald. Die Grenzanlage bestand aus einem Erdwall mit Hecken, Dornenbüschen und Bäumen, die zu einem undurchdringlichen Dickicht zusammenwuchs. Die Landwehr diente neben dem Schutz vor Überfällen auch zur Kontrolle der Handelsströme und verhinderte das Umgeben von Zollstellen.
Dinkelsbühl, Bayern
Die freie Reichsstadt Dinkelsbühl lag an der Kreuzung zweier bedeutender Handelsrouten von der Ostsee nach Italien und von Worms nach Prag und Krakau.
Tuchmacher, Sensen- und Sichelschmiede befeuerten zudem ab dem 14. Jahrhundert einen Aufschwung, dem Dinkelsbühl seine bis heute vollständig erhaltene Altstadt verdankt.
Speicherstadt Hamburg
Zwischen 1883 und 1927 entstand auf einer Inselgruppe in der Elbe das modernste Lagerquartier aller Zeiten. Mit seinen neugotischen Backsteinbauten, Brücken und Kanälen galt es als das größte einheitlich gebaute Speicherhaus-Ensemble der Welt.
Gebaut wurden die Lagerhäuser auf Eichenpfählen und hatten jeweils einen Zugang vom Wasser (Fleet) und landseitig zur Straße hin. Das Lagerhaus konnte im Innern auf fünf Stockwerken jeweils an das Handelsgut angepasst werden. Gelagert wurde Stückgut, Kaffee, Tee und Gewürze.
4. Hoch und Heilig
4. Hoch und Heilig
Die Kultur der Klöster und Kirchen. Wie sehr der Glaube die Menschen zu kulturellen Höchstleistungen inspiriert, ist an vielen Orten sichtbar. Kirchen wie der Dom zu Speyer als größter romanischer Bau Mitteleuropas gehören ebenso dazu wie die Klosterruine auf dem Disibodenberg in Rheinland-Pfalz, wo ab 1112 der höchst ungewöhnliche Aufstieg der Nonne Hildegard von Bingen zur Ärztin, Theologin und Wissenschaftlerin begann.
Ab dem 16. Jahrhundert zeugen zahlreiche Orte vom Kampf um den rechten Glauben und seiner engen Wechselwirkung mit der Politik. In Münster und Osnabrück fand der erste Friedenskongress der Geschichte statt: das Ende des Dreißigjährigen Kriegs führte zu einer dauerhaften katholisch-evangelischen Neuordnung.
Hildegard von Bingen – Kloster Disibodenberg
Inmitten einer wildromantischen Parkanlage zeugen Mauer- und Säulenreste von der Wirkungsstätte der Hildegard von Bingen. Als Achtjährige zog sie 1112 mit ihrer Mentorin Jutta von Sponheim in die Frauenklause des Augustinerklosters auf dem Disibodenberg. Als Jutta 24 Jahre später starb, wurde die hochgebildete Hildegard zur neuen Lehrerin des Konvents gewählt. Ihre Karriere als päpstlich anerkannte Theologin und Ärztin begann.
Jüdischer Friedhof in Hohebach.
Ein ehemaliger Weinberg im Hohenlohekreis diente ab 1852 der jüdischen Gemeinde Hohebach als letzte Ruhestätte. Sie hatte damals rund 180 Mitglieder. Nachdem ihre Synagoge 1938 zerstört und die letzten Verfolgten 1940 von den Nazis deportiert wurden, erinnern nur noch die Grabsteine an die einst große jüdische Gesellschaft auch auf dem Land.
Westfälischer Friede
Peace of Westphalia
In Münster und Osnabrück handelten Vertreter der Großmächte das Ende des Dreißigjährigen Kriegs aus. Es war der erste Friedenskongress der Geschichte.
Der Krieg hatte dem Volk die Hölle auf Erden bereitet. Das Land war verwüstet, einst blühende Städte waren wirtschaftlich kollabiert. Marodierende Söldner plünderten die eroberten Gebiete mit ungehemmter Brutalität und töteten, vergewaltigten und brannten alles ab, was dem Feind das Überleben ermöglichen könnte. Wo die Bauern fehlten, verwilderten die Felder. Auf Hungersnöte folgte die Pest. Insgesamt kamen über vier Millionen Menschen um.
Erstmals in der Geschichte sollte 1643 ein Friedenskongress das Grauen beenden. Am 15. Mai 1648 war in Münster die Sensation perfekt. Im gotischen Bau am Prinzipalmarkt kamen die spanischen und niederländischen Gesandten zum feierlichen Friedensschwur zusammen.
Der Westfälische Friede war eine kulturpolitische Zäsur. Erstmals gab es in Europa ein völkerrechtliches System gleichberechtigter Königreiche, Fürstentümer und freier Städte. Die Vorherrschaft von Papst und Kaiser war beendet, Fürsten und lokale Eliten waren die neuen Souveräne.

Münster, Nordrhein-Westfalen
Im Rathaus von Münster wurde der Westfälische Frieden besiegelt.
Friedensroute bei Telgte, Nordrhein-Westfalen
Heute sind Fahrradfahrer auf einem Feldweg bei Telgte auf der Friedensroute unterwegs. Damals galoppierten hier Reiter mit wichtigen Informationen zwischen Münster und Osnabrück hin und her. Der Kaiser hatte für den zuverlässigen Nachrichtenaustausch eigens eine Reichspostlinie zwischen beiden Verhandlungsorten eingerichtet.
5. Dichter und Denker
5. Dichter und Denker
Denker sind meistens Vorkämpfer für neue Ideen. Sie stellen überkommene Normen in Frage und sorgen für gesellschaftliche Dynamik.
Vom Ritter Eike von Repgow, der das erste deutsche Rechtsbuch verfasste (den Sachsenspiegel) über Albrecht Dürer, den Naturwissenschaftler Johannes Kepler, Schiller und Goethe bis zum Bauhaus, die Dessau zum Architektur-Labor und Anziehungspunkt für junge Leute aus aller Welt machten.
Albrecht Dürer
Der Fachwerkbau unterhalb der Nürnberger Kaiserburg diente Albrecht Dürer ab 1509 als Werkstatt und Wohnung, als Schaufenster und Verkaufsraum.
Johann Wolfgang von Goethe
Von Goethe geplanzter Gingko Baum im botanischen Garten in Jena. Goethe nutzte die Anlage für botanische Studien und als Muse zur Dichtung. 1794 liess er sie im Auftrag seines Herzogs neu gestalten. Dieser hatte seinem Geheimen Rat in Weimar ein grünes Geschenk gemacht. Am Gartenhaus im Park an der Ilm tobt sich Goethe als Gärtner aus.
Schillerhöhe in Marbach
So schön können Orte der Dichtung sein. Auf der Schillerhöhe in Marbach ist ihr ein großes Areal gewidmet. Vom Denkmal blickt Friedrich Schiller, der große Sohn der Stadt, auf das Schiller-Nationalmuseum. Wie ein Schloss thront es über dem Neckar.
Links daneben wirkt David Chipperfields Literaturmuseum der Moderne mit seinen reduzierten Formen geradezu bescheiden – im Gegensatz zum großartigen Inhalt. Besucher können Originalmanuskripte der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts betrachten, wie etwa Döblins Berlin Alexanderplatz oder Kafkas Prozess.
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach auf der rechten Seite des Parks zieht dagegen mit seinen 1400 Schriftsteller-Nachlässen Wissenschaftler aus aller Welt an und ist an internationalen Forschungsprojekten beteiligt.
Loreley Felsen im oberen Mittelrheintal
Der steil aufragende Fels in der Rheinkurve bei St. Goar wurde vielen Schiffern zum Verhängnis. Die Unglücksstelle inspirierte seit jeher die Fantasie der Geschichtenerzähler. Als erster Dichter besingt Clemens von Brentano 1801 den Berg und die darauf wohnende schöne Zauberin in einer Ballade. Berühmt machte die Loreley jedoch Heinrich Heine mit seinem von Friedrich Silcher vertonten Lied.
6. Tod und Verderben
6. Tod und Verderben
Deutsche Erde ist mit viel Blut getränkt. Zahlreiche Schlachtfelder erinnern bis heute an die Gemetzel. Bei Frankenhausen in Thüringen fand 1525 der entscheidende Kampf der Bauernkriege statt. Die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 mit knapp 100 000 Toten entschied über Napoleons Niederlage. Die Kämpfe im Hürtgenwald am Westwall und auf den Seelower Höhen vor Berlin besiegelten das Ende des NS-Regimes.
Die Nazis perfektionierten die Mischung aus Massenverführung und Terror. Das Nürnberger Reichsparteitagsgelände etwa diente als Propagandaplatz der psychologischen Vorbereitung auf jenen Zivilisationsbruch, der mit der Ausrottung ganzer Bevölkerungsteile und dem Überfall auf halb Europa endete.
Hexenverfolgung – Zeil am Main in Bayern
Der Kirchturm von St. Michael steht hoch über den Fachwerkhäusern von Zeil am Main. In dem beschaulichen Weinort wurden im 17. Jahrhundert über 400 Menschen als Hexen und Teufelsanbeter verbrannt. Der Stadtturm links diente als Kerker und Folterstätte. Ein Dokumentationszentrum im Hexenturm erinnert heute an die Exzesse.
Völkerschlacht Leipzig 1813
Wie ein Friedhofslicht leuchtet in der Ferne das Völkerschlachtdenkmal. Zwischen dem 15. und 18. Oktober 1813 kämpften Kaiser Napoleon und seine Truppen vor den Toren der Stadt gegen eine Koalition aus Preußen, Russland, Österreich, England und Schweden.
Am Ende der Schlacht verlor Napoleon die Herrschaft über Europa. Von den 600.000 Soldaten starben mehr als 90.000 bei den Kämpfen und einige Tausende noch in den Tagen und Wochen danach.
Zu den Truppen Napoleons gehörten neben Franzosen zahlreiche Soldaten aus seinen Satellitenstaaten bestehend aus Sachsen, Polen, Badener, Württemberger, Hessen, Bayern, Westfalen und Italiener. Die Leipziger Völkerschlacht war die bis dahin größte und blutigste Schlacht der Weltgeschichte.
KZ Gedenkstätte Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar in Thüringen.
Schülergruppen stehen wie einst die SS-Kommandanten auf dem höchsten Punkt des Appellplatzes des Konzentrationslager Buchenwald. 20 000 Häftlinge mussten hier jeden Morgen und jeden Abend nach stundenlanger Zwangsarbeit zum Zählappell antreten.
Kongresshalle in Nürnberg
Nürnberg hat den Nordflügel der monströsen Nazi-Anlage zum Dokumentationszentrum umgebaut – eines der besten zeitgeschichtlichen Museen des Landes. Nirgendwo wird der Bau-Größenwahn der Nationalsozialisten auch heute noch so deutlich wie auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Die Kongresshalle sollte bewusst an das Kolosseum in Rom erinnern und Platz für 50.000 Menschen bieten. Allerdings wurde der Bau nie fertiggestellt und ist nur halb so hoch wie geplant.
Schlacht im Hürtgenwald
Ein gesprengter Bunker am Ochsenkopfweg bei Raffelsbrand in der Nordeifel erinnert an die Schlacht im Hürtgenwald zwischen der Wehrmacht und der US-Armee.
Von Oktober 1944 bis zum Februar 1945 ereignete sich in den Wäldern ein erbitterter Stellungskrieg – eine der verlustreichsten und grausamsten Schlachten in der Geschichte der US-Armee. Es war die längste Schlacht im Zweiten Weltkrieg auf deutschem Gebiet.
Ernest Hemingway war als Kriegsberichterstatter dabei und verarbeitete das Grauen der Kämpfe in dem Roman »Über den Fluss und in die Wälder«.
Schlachtfeld im Oderbruch – Seelower Höhen, Brandenburg
Schlacht um die Seelower Höhen. Zwei Regenbögen enden im Oderbruch, wo in der Schlacht um Berlin Zehntausende Russen und Deutsche ihr Blut vergossen. Beim Vormarsch der Roten Armee kam es vom 16. bis 19. April 1945 zu erbitterten Gefechten mit der Wehrmacht. Es entstand das größte Schlachtfeld auf deutschen Boden am Ende des Zweiten Weltkrieges. Auch heute noch finden sich Spuren und Relikte der Kampfhandlungen an vielen Orten im Oderbruch.
Georg Elser
Die Georg Elser Skulptur des Künstlers Friedrich Frankowitsch erinnert heute am Bahnhof von Königsbronn an den gescheiterten Hitler Attentäter vom 8. November 1939.
Im Herbst 1938 beschloss Elser die nationalsozialistische Führung durch einen Bombenanschlag im Bürgerbräukeller in München zu beseitigen, um so den drohenden Krieg zu verhindern. Die Bombe detonierte wie geplant, doch Hitler und sein Gefolge hatten den Ort früher als geplant verlassen. Nur dreizehn Minuten fehlten.
Georg Elser selbst wurde in der Nacht des 8. November 1939 in Konstanz verhaftet, als er in die Schweiz ausreisen wollte. Zuerst wurde er im KZ Sachsenhausen und danach im KZ Dachau als „Sonderhäftling des Führers“ gefangen gehalten und kurz vor Kriegsende ermordet. Im Nachkriegsdeutschland wurde seine Weitsicht und sein Mut jahrzehntelang verschwiegen und blieb lange ungewürdigt.
7. Hopfen und Malz
7. Hopfen und Malz
Agrarnation Deutschland. Von der ersten Kultivierung der Landschaft bis zur neuen Wildnis.
Der Ackerbau sorgte fürs Überleben der Bevölkerung. Die Römer bauten die ersten Weinreben an Mosel und Rhein an. Mönche entwickelten die Anbaumethoden weiter. Das Bierbrauen ging ebenfalls auf die Experimentierfreude der Klosterbrüder zurück. Friedrich der Große formte eine Landschaft neu und ließ den Oderbruch, damals ein riesiger Sumpf, urbar machen und mit Einwanderern besiedeln.
Von der Industrialisierung und der damit einhergehenden Landflucht profitierten die Bauern im Dithmarscher Land. Die Gegend wurde wegen der großen Nachfrage nach vitaminreichem Sauerkraut zum größten Kohlanbaugebiet in Deutschland.
Der Wald als deutscher Sehnsuchtsort ist seit 50 Jahren Gegenstand scharfer politischer Auseinandersetzungen. Der erste deutsche Nationalpark ist ein beeindruckendes Beispiel für die Entstehung von neuer Wildnis.
Kaiserstuhl, Weinberge bei Oberbergen
Der Kaiserstuhl ist hauptsächlich von einer Löss-Schicht bedeckt, entstanden durch Verwehungen des Rheinschlamm während der letzten Eiszeit. Der Weinbau prägt die Landschaft am Kaiserstuhl und wurde vom Menschen seit dessen Besiedlung immer wieder verändert. Seit den 1960er Jahren entstanden an den Hängen tiefe und möglichst rechteckige Terrassenflächen mit hohen Böschungen.
Moselschleife bei Bremm
Die klimatischen Bedingungen stellten die Römer halbwegs zufrieden, als sie nach der Unterwerfung Galliens an Mosel und Rhein kamen. Vor 2000 Jahren pflanzten sie die ersten Reben. Später entwickelten Mönche die Anbaumethoden weiter.
Kloster Weltenburg
Das Kloster Weltenburg liegt am Donaudurchbruch, einer imposanten Flussenge der Donau in Bayern. Seit dem Jahr 1050 stellten die Benediktiner in der Abtei den Gerstensaft her und zählt daher zur ältesten Klosterbrauerei der Welt. Das nahrhafte Getränk bildete im Mittelalter eine wichtige Ergänzung zu den oft kargen Mahlzeiten. Das Abkochen der Bierwürze tötete zudem Keime ab. Das machte es zu einem vermeintlich gesunden Getränk für Kinder, zumal der Alkoholgehalt im Vergleich zum heutigen Bier niedriger war.
Einbeck, Niedersachsen
Im 14. Jahrhundert war Bier das wichtigste Exportgut der Hansestadt Einbeck. Die Brauherren wohnten in reich verzierten Fachwerkhäusern mit großen Toren für die Braupfannen. Bis nach Amsterdam, Riga und Venedig verkauften sie ihr Bier. Damit das Getränk unterwegs haltbar blieb, war es besonders hochprozentig gebraut. Weil die Münchner vergeblich nach der Rezeptur für das Starkbier suchten, warben sie im 17. Jahrhundert einen Einbecker Brauherrn ab. So kam das Bier nach Einbeckscher Art nach Bayern: das Bockbier.
Trockenlegung des Oderbruch
Am 2. Juli 1753 strömte die Oder in ihr neues künstliches Bett hier bei Güstebieser Loose in Brandenburg. Die 19 km lange Kanalisierung war die Voraussetzung für die Trockenlegung des Oderbruchs. Friedrich II. lies den Sumpf in fruchtbares Ackerland verwandeln. Der aufgeklärte Monarch holte mit dem Mammutprojekt Tausende Einwanderer ins unterbevölkerte Preußen und prägte eine Landschaft neu. Neulietzegöricke war das erste Dorf, das Friedrich II. für die neuen Einwanderer bauen ließ.
Kohlfeld in Dithmarschen
Der Himmel ist weit im Dithmarscher Land und die Kohlfelder wie hier bei Meldorf sind es auch. Das vitaminreiche Gemüse reift im fruchtbaren und regenreichen Marschland an der Nordseeküste besonders gut. Seit durch die Industrialisierung immer mehr Landbewohner ihre Gemüsegärten aufgaben und in die Städte zogen, ist die Gegend zum größten Kohlanbaugebiet Deutschlands aufgestiegen.
Krautfeld auf der Filderebene
Krautfeld am Flughafen Stuttgart. Auf den fruchtbaren Lössböden wurden schon seit dem späten Mittelalter Gemüse angebaut.
Dinkelfeld im Bauland
Die Landschaft im Norden Baden-Württembergs gilt seit Jahrhunderten als Heimat des Dinkels. Die Bauern ernten ihn schon im Juli halbreif als Grünkern. Die nahr- und schmackhafte Weizenart half ihnen früher über die mageren Wochen der Erntezeit hinweg, wenn die Vorräte aus dem Vorjahr längst aufgebraucht waren.
8. Im Sinne des Erfinders
8. Im Sinne des Erfinders
Mit der Industrialisierung schlug in Deutschland die Stunde der Tüftler.
Der irische Ingenieur William Thomas Mulvany gründete die ersten Zechen in Gelsenkirchen, Castrop-Rauxel und Dortmund. Als repräsentative Industriedenkmäler erinnern sie heute an die große Zeit des Kohleabbaus.
Bertha Benz schwang sich 1888 hinters Steuer eines Automobils ihres Mannes und führte der kritischen Öffentlichkeit auf einer 100 Kilometer langen Überlandfahrt von Mannheim nach Pforzheim die Tauglichkeit seines Gefährts vor.
Zum modernen Zeitalter gehört die Entwicklung neuer Transportwege. Wir zeigen ausgewählte Beispiele der logistischen Ingenieurskunst. Das Göltzschtalviadukt als größte Backsteinbrücke der Welt gehört ebenso dazu wie der Berliner Flughafen Tempelhof oder der Mittellandkanal. Die längste künstliche Wasserstraße Deutschlands führt stellenweise sogar als Brücke über die Elbe.
Alte Wasserkunst in Bautzen, Sachsen.
Der Wasserturm oder die Alte Wasserkunst versorgte die Stadt Bauten mit Trinkwasser aus der unterhalb der Stadtmauern fließenden Spree. Damit das Wasser zum höchsten Punkt der Stadt am Fleischmarkt geleitet werden konnte, musste der Hochbehälter des Wasserturm höher liegen.
Göltzschtalbrücke im Vogtland
Sie überspannt mit 98 Bögen das sächsische Göltzschtal zwischen Reichenbach und Netzschkau. Das Material für die größte Ziegelsteinbrücke der Welt bot sich den Baumeistern Mitte des 19. Jahrhunderts an. Ziegel wurden wegen großer Lehmvorkommen in der Region von zahlreichen Brennereien gebrannt und waren leicht zu beschaffen. Bis heute queren Züge der Sachsen-Franken-Magistrale zwischen Dresden und Nürnberg das 78 Meter hohe und 574 Meter lange Bauwerk.
Zeche Erin, Castrop-Rauxel
Die Räder am Förderturm in Castrop- Rauxel stehen seit 1983 still. Das Bauwerk ist heute ein Industriedenkmal, mit dem die Stadt an den irischen Kohleförderer William Thomas Mulvany erinnert.
Bertha Benz Route
Im August 1888 unternahm Bertha Benz zusammen mit ihren zwei Söhnen die erste Fernreise mit dem von ihrem Mann Carl Benz entwickelten Automobil (Benz-Patent Motorwagen Nr. 3) von Mannheim über Heidelberg, Bruchsal und Weingarten nach Pforzheim. Auf der Rückfahrt drei Tage später fuhr sie aufgrund der starken Steigungen eine andere Strecke von Pforzheim über Bretten, Forst, Hockenheim und Schwetzingen zurück nach Mannheim. Ihre Durchschnittsgeschwindigkeit lag zwischen 15 und 18 km/h. Heute kann der Autofahrer die Strecke selbst nachfahren.
Kanalbrücke des Ludwig-Donau-Main-Kanal
Bei Schwarzenbruck überquert der Ludwig-Donau-Main-Kanal seit 1845 die Schwarzachschlucht.
Kanalbrücke des Mittellandkanal bei Magdeburg
Bereits im Jahr 1934 war Spatenstich für den Bau einer Brücke, die bei Magdeburg den Mittellandkanal über die Elbe führen sollte. Was Krieg und deutsche Teilung verhinderten, wurde nach der Wiedervereinigung vollendet. Seit 2003 führt die mit 918 Metern längste Kanalbrücke Europas über die Elbe.
Radioteleskop Effelsberg
Seit 1972 lauscht das Radioteleskop Effelsberg in der Eifel in die Tiefen des Universums. Es war bei seiner Inbetriebnahme das größte seiner Art. Ein Vorteil der Radioastronomie ist, dass Radiosignale durch Staubwolken kaum absorbiert werden.
Radioteleskop Effelsberg
Vermessen und beobachtet werden weitest entfernte Objekte im All: Pulsare, Schwarze Löcher, Planeten, Sonnen, Supernovareste, Schwarze Löcher, Molekülwolken und Magnetfelder. Selbst in einer Entfernung von über 11 Milliarden Lichtjahren wurden die Forscher auf ihrer weltallweiten Suche nach Wasser fündig.
Das Buch

Deutschland - eine Reise durch die Zeit
Texte von Sabine Böhne
Frederking & Thaler Verlag, München
2018
Hardcover mit Schutzumschlag,
240 Seiten
Format 26,8 x 28,9 cm, 115 Fotografien
ISBN: 978-3-95416-187-4
Sprache: Deutsch
Ausverkauft
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Ghost Towns of the American West
Ghost Towns of the American West
Das antike Griechenland
Ancient Greece
British Abbeys
British Abbeys
Das unsichtbare Lager
The invisible camp
Das Zimmer der Geheimnisse
German Bedrooms
Göbekli Tepe
Gobekli Tepe
Die Kelten
The Celts
Lost Places
Lost Places
Der Limes
The Limes
Höhlen der Eiszeitkunst
Caves of the oldes ice age art