Spuren der Römischen Grenze
Traces of the border of the Roman Empire
In vielen Gegenden Deutschlands trifft man immer wieder auf Spuren der Römer. Sei es ein Kastell, eine Säule, eine Straße oder die Reste einer sehr langen Grenze. Während der Arbeit an dem Buch „Deutschland – eine Reise durch die Zeit“ über Orte und Landschaften der Deutschen Geschichte, habe ich mich wieder einmal mit der Geschichte des Limes befasst und begann auch danach peu à peu am Thema Limes weiter zu fotografieren.
Entwickelt hat sich daraus diese Serie über die Grenze des Römischen Reich im damaligen Germanien, die sich heute noch durch vier Bundesländer zieht. Die Geschichte des Limes ist so komplex wie dessen Länge:
Dem Ausbau des Obergermanisch-Raetischen Limes ging eine lange Geschichte voller Eroberungen voraus – die Grenzlinie bestand etwa von 100 bis ca. 260 n.Chr. Benannt ist der Limes nach den beiden römischen Provinzen Obergermanien (Germania superior) und Raetien (Raetia).
Im Norden begann die Grenze bei Rheinbrohl am Rhein und zog sich durch die Höhen des Westerwald und Taunus weiter durch die Wetterau in Hessen, wo der Limes einen großen Bogen gen Süden bis zum Main machte. Dort verlief die Grenze einige Kilometer am Fluss entlang, ehe sie ab Miltenberg wie mit dem Lineal gezogen durch Wälder und über Hügel bis nach Lorch führte. Am Limesknick nahe der Grenze der damaligen Provinzen Obergermanien und Raetien verlief der Limes abermals kerzengerade nach Osten, umschloss das fruchtbare Nördlinger Ries in einem weiten Bogen und endete in Eining südwestlich von Regensburg an der Donau.
Der 550 km lange Limes ist nach der Chinesischen Mauer das zweitlängste archäologische Denkmal, wenn man gerne superlative Vergleiche heranziehen möchte.
Auch wenn der Limes mit seinen Wachttürmen und der Palisade an die unüberwindlich scheinende deutsch-deutsche Grenze erinnert, war die römische Außengrenze eine offene Grenze und diente der Kontrolle des Handels, der Erhebung von Zöllen und der Regulierung von Grenzübertritten aus Germanien ins Römische Reich.
Wie sah die Grenze aus? Berittene Soldaten kontrollierten entlang eines gerodeten Postenweg zwischen in Sichtverbindung erbauten Wachttürmen die Grenzregion. Später wurde die Grenze mit einer durchgehenden Holzpalisade verstärkt. Holzpfosten wurden halbiert und mit der flachen Seite gen Germanien ausgerichtet.
Nach rund 50 Jahren wurden der Palisadenzaun nicht wieder erneuert und ab 160 n.Chr. von einem System aus Wall und Graben ersetzt. Ein etwa 2 m tiefer Graben wurden ausgehoben und ein entsprechend hoher Erdwall aufgeschüttet. Dahinter wurden die Holztürme von dreigeschossigen Türmen aus Stein ersetzt, die weiß verputzt und mit rot aufgemalten Fugenstrichen versehen waren und die durch den Patrouillenweg miteinander verbunden waren.
In der Provinz Raetien ersetzte dagegen eine bis zu 3 m hohe Mauer aus Stein die Holzpalisaden. Regionale Besonderheiten gab es aber immer wieder.
Entlang des Limes gab es über 100 kleinere und größere Kastelle, in denen Soldaten stationiert waren und die sich oft an schon bestehenden Straßenverbindungen befanden. Die Kastelle waren durch Straßen für den Nachschub gut erreichbar. Auf diesen Straßen wurden auch die Waren aus und nach Germanien transportiert. Grenzübertritte waren an Limesdurchlässen möglich. Alles in allem erinnert der Aufbau des Limes doch an die Organisation heutiger Grenzen.
Besonders interessieren mich die Spuren der römischen Grenze in der Landschaft, wie z.B. die noch heute sichtbaren Reste von Wall und Graben am obergermanischen Limes im Taunus und im Schwäbischen Wald oder die vielen unscheinbaren Hügel entlang der Grenze, an denen ein Wachturm gestanden hat.
Ich fotografiere auch die Rekonstruktionen der Wachtürme und mancher Kastelle – ich finde es interessant, wie unterschiedlich die Forschung über die Jahre das Aussehen der Römischen Grenze interpretiert hat.
Die Arbeit ist nicht abgeschlossen, aber die Bilder vermitteln einen guten Eindruck über die Spuren dieser fast 2000 Jahre alten Grenze.